Was machen wenn...

Geschrieben am 26 April, 2007, unter

... zwei Balkan-Jungs mit ihrem Handy Sound das Zugsabteil unterhalten?

Die Situation war wie folgt und schon fast bilderbuchreif:
RhB-Zug ab Chur, 1956h, ich im ersten Abteil am Zeitunglesen, ein Abteilung weiter der Kondukteur, der jemanden getroffen hat und sich zu ihm gesetzt hat, ihnen gegenüber zwei Balkan-Gangster (so ca. 16 - 18jährig), die mit dem Handy Sound hören. Kondukteur sagt nichts bzw. lässt sich nichts anmerken.
Irgendwie war ich besonders risikofreudig heute abend, auf jeden Fall stand auf und lief hinüber:
Ich: Sound abstellen. Nervt.
Er: Mir egal.
Ich: Abstellen, Sound interessiert niemanden.
Er: Mir egal wenn's dich stört mann. Ist ja nicht laut.

Ich merkte, dass die Sache so nicht fruchtet und setzte mich neben ihn hin.

Ich: So fertig der Scheiss. Sonst fliegt's aus dem Fenster.
Er: ...

Ich nehme ihm das Handy aus der Hand (bescheidende Gegenwehr, da überrascht), schalte es ab und werfe es in den Abfall.

Ich: So.

Und ging zurück an den Platz.
Jetzt wurde es so richtig spannend. Die Typen waren zuerst einmal ziemlich perplex. Mit dem haben sie definitiv nicht gerechnet.
Es vergingen ca. 10min ohne eine Reaktion (auch kein Sound mehr). Dann kommt der Balkani rüber, hält mir sein Handy hin.

Er: Gib dini Nummara ii mann.
Ich: Warum?
Er: Ich will dir SMS schreiben, mann.
Ich: Warum? Will keine SMS von dir.
Er: Was häsch du gmacht mann?
Ich: Dir gesagt, du sollst den Sound abschalten.
Er: Du hasch mir s'Handy gno, mann.
Ich: Und sogar widr zrugg gee.
Er: Nid zrugg gee, mann. Was häschas hera tua mann?
Ich: Müll.

Es folgte ein psychologischer Monolog meinerseits zu den Themen "aggressives Antworten", "Rücksicht" und "Kommunikation unter Menschen".

Er: Ich reda nid gärn mann.
Ich: Dein Problem.

Und er zog ab.
Dass die Sache nicht gegessen war, war klar. Und was macht er? Natürlich das was solche Balkanis immer tun: Ihren grossen Bruder anrufen.

Er (auf deutsch..): Chum mich go abhola mann. In 5min.

Scheinbar konnte der Bruder jedoch nicht. Auf jeden Fall kam ich sicher zu hause an :)

Fazit:
  • Traurig, dass man über so etwas im Blog schreiben muss, sprich man sich schon fast als Held fühlt
  • Schlimm das der Kondukteur nicht ein Wort gesagt hat.
  • Tragisch, dass man sich tatsächlich unsicher fühlt, wenn der seinen Bruder anruft.

Und das schlimmste:
Was hat's gebracht? Bin ich jetzt ein Maryter für die Schweiz? Wir der sein Verhalten ändern? Eher ist wohl anzunehmen, dass er sich beim nächsten Mal rächt. Also was habe ich als Individuum davon? Nichts. Schlimm.