Nationalgut

Geschrieben am 04 Februar, 2010, unter


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Gerhard Schwarz überzeugte am vergangen Samstag mal wieder mit einem meines Erachtens äusserst lobenswerten Leitartikel in seinem Hausblatt.

Anlässlich des WEF schreibt Schwarz - bei dem ich übrigens mal ein grossartiges Seminar besuchte - dass Gesetze nie die Moral ersetzen können und dass die Werte-Erosion bei weitem nicht nur in der Finanzwirtschaft stattfindet - sondern in der ganzen Gesellschaft.

Dazu zählt er die Abkehr von langfristigem zu kurzfristigem Denken, sowie den Verlust an Loyalität und von Verantwortung. Gemäss Schwarz entstand "ein falsches Verständnis von Wettbewerb. Er verlangt nämlich nicht, dass man stets die momentan günstigste Gelegenheit ergreift, sondern kann (und soll) durchaus einen Vergleich verschiedener Angebote in einer längerfristigen Perspektive umfassen." Der ganze Artikel ist hier online.

Ein interessantes Erlebnis, das sich in diese Thematik einreihen lässt, hatte ich am vergangenen Mittwoch. Und zwar war ich auf Betriebsbesichtigung bei Rivella.
Das Unternehmen ist nach wie vor in Familienhand und man bekommt - zumindest von aussen - den Eindruck, dass es sich bei der Firma um ein Musterbeispiel der "Werte-Konservierung" handelt.
Gerade das langfristige Denken scheint in Rothrist noch eine gewisse Bedeutung zu haben.

Doch mehr Lobgesang für Familientraditionen würde mein liberaler Geist nicht zulassen ;) Der Erfolg des Unternehmens basiert in der Schweiz sicher auch auf einer sehr loyale Kundschaft, welche das Getränk (ein low-tech Produkt) dank der konservativen Strategie und dem "gut schweizerischen" Style als eine Art Nationalgut anerkennt.

Die Expansion über die Landesgrenze hinaus, scheint dafür umso schwieriger. Risikoaversion, fehlende Schnelligkeit und sicher auch Import-Gesetze haben ein "go global" verhindert - aus heutiger Sicht vielleicht auch zum Glück.