Schwarze Zahlen

Geschrieben am 07 Mai, 2008, unter


Als angehender Ökonom soll es mir erlaubt sein, zur Abwechslung auch mal etwas aus dem Bereich "Wirtschaft" zu posten ;)
Doch die heutige Zeitungsschlagzeile stach mir nicht nur wegen meiner Studienwahl ins Auge sondern viel mehr noch als Konsument.
"Die Kleine Rote glänzt mit Rekordergebnissen"
titelte heute "Die Südostschweiz" (SO).

Mit der "kleinen Roten" ist die Rhätische Bahn (RhB) gemeint. Das ist der Zug, der in Chur die SBB ablöst und Richtung Engadin und Oberland fährt.
Ich muss anmerken, dass ich längjähriger und zufriedener Kunde dieser "privaten" Gesellschaft bin.
Und das ist auch gleich das Stichwort. An der Pressekonferenz gestern präsentierte der Verwaltungsratspräsident Hans-Jürg Spillmann die Zahlen des Geschäftsjahres 2007. Und er war hoch zufrieden ("Heute habe ich einfach nur Freunde").

Dank der sog. Dualstrategie (Kosten senken, Erträge steigern) konnte das ordentliche Ergebnis auf CHF 12.9 Mio. gesteigert werden (Vorjahr CHF 5.2 Mio.). Gewinn: CHF 1.3 Mio. Das ist eine Gewinnsteigerung von 85.7%. Soweit so gut.
Nun muss aber erwähnt werden, dass die RhB im 2007 von der öffentlichen Hand CHF 11 Mio. zusätzliche Abgeltungen bekam...
Ob das Geld berechtig ist oder nicht ist eine andere Frage, aber es geht nicht an, dass das Unternehmen als "privat" vor die Medien tritt, der Verwaltungsrat sich mit schwarzen Zahlen brüstet und die rettenden Subventionen nur am Rande erwähnt.
Doch damit nicht genug: Der Fall RhB ist eine klassisches Beispiel, um zu zeigen was Medienmonopole bewirken können.
Die Südostschweiz hat nämlich ein solches in Graubünden. Die RhB Führung hat das erkannt und weiss mit dem Kader der Zeitung entsprechend umzugehen. Von (kleinen) Unfällen (z.B. die Rangierlok in Davos im Januar) erfährt man nur via Mitarbeiter - die SO schweigt.

Noch viel verheerender ist, dass die SO lange kein Wort über den Vertragszustand der RhB-Mitarbeiter geschrieben hat. Diese hatten nämlich bis vor kurzem keinen Gesamtarbeitsvertrag mehr. Vom ersten Gespräch im Februar im Churer Gansplatz stand nichts in der Zeitung. Erstaunlich, denn die RhB ist immerhin einer der grössten Arbeitgeber im Kanton. Es ist zu vermuten, dass andere Unternehmen nicht so ungeschoren davon kämen, zumal die SO ziemlich weit links steht.